Es fällt immer noch etwas schwer die intensiven Erlebnisse der Club-Weltmeisterschaften, die vor 2 Wochen (2.8.-10.8.2014) im italienischen Lecco stattfanden, in Worte zu fassen. Das Open-Team ist unter den Top 8 der Welt, das Mixed-Team unter den Top 16 und einige Damen-Masters der Heidees holten Bronze!
Für die meisten Spieler des Open-Teams war es das erste WM-Turnier auf dem sie gegen die Top-Teams des gegenwärtigen Ultimate Frisbee’s aller Kontinente spielen würden (welche sie vorher nur aus Highlight-Reels und anderen Videos der Top-Ligen kannten). Nach den erfolgreichen Vorbereitungsturnieren beim Toms Turney in Brügge sowie dem Windmill Windup in Amsterdam war klar, dass man mit den Jungs vom TVE auch international rechnen muss. Dennoch war es ungewiss, wie sie sich im Vergleich mit nicht europäischen Teams aus Nord- und Südamerika, Australien und Japan schlagen würden.
Auf Grund des mäßig erfolgreichen Abschneidens als Dritter auf der Vorjahres-DM waren die Heidees auf Platz 36 von 48 teilnehmenden Teams gesetzt. Für die Vorrunde ergab sich somit ein Pool mit dem kolumbianischen Meister „Euforia„, den neuseeländischen Meister „Wildcats“ sowie den britischen Vizemeister „Chevron Action Flash„. Das Besondere daran war, dass es im Vergleich zu den anderen Pools keinen klaren Favoriten gab, sondern jeder jeden schlagen konnte. Alle kämpften daher um die ersten zwei Plätze, denn nur diese ermöglichten das Weiterkommen in die Power-Pools und somit in die späteren Playoffs.
Vorrunde
Bis es jedoch richtig losging, dauerte es noch etwas. Der erste Turniertag am Sonntag wurde überraschend abgesagt, weil die Spielfelder auf Grund heftiger Regenfälle überflutet waren. Um den Fokus zu halten, stellten die Heidees eine kleine Wurf-Session im großräumigen Keller des Hotels sowie auf einer naheliegenden Wiese auf die Beine.
Am Montag war es aber endlich soweit, auch wenn die Felder immernoch stark durchnässt waren. Das erste Vorrundenspiel der Club-WM war gegen die Kolumbianer, die für ihre zum Teil sehr energische und temperamentvolle Spielweise bekannt waren. Den eppelheimer Jungs war es jedoch wichtig, sich auf das eigene Spiel zu konzentieren und sich nicht in eine zu physische Spielweise oder etwaige Calls verstricken zu lassen. So gelang es der Offence das Spiel souverän zu eröffnen und sicher den Punkt zu verwandeln. Die D-Line konnte zunehmend Druck aufbauen und die Kolumbianer zu zahlreichen Turn-Overs zwingen, von denen sie letztlich einige zum Break nutzen konnten. Gefühlt behielten die Heidees sicher die Oberhand und taktierten das Spiel. Das Spiel ging mit 14:11 für die Eppelheimer aus.
Unmittelbar im Anschluss folgte das Spiel gegen die Wildcats aus Neuseeland, die im Vergleich zu den Kolumbianern aus älteren und erfahreren Spielern bestanden. Die Heidees konnten nicht gleichermaßen fokussiert in dieses Spiel starten und kassierten früh ein Break. Es folgten hart umkämpfte Punkte mit zahlreichen Turns und individuellen Fehlern auf beiden Seiten, sodass die Neuseeländer bis kurz vor Spielende führten. Die Heidees nahmen einen Timeout, mobilisierten nochmal alle Kräfte und konnten anschließend mit 2 aufeinanderfolgenden Breaks das Spiel mit 15:13 gewinnen.
Damit war nach dem ersten Turniertag schon eine kleine Sensation geschafft, weil die Heidees sicher den Einzug in die Power-Pools und somit die Top 24 geschafft hatten. Am nächsten Tag folgte nur ein einziges Spiel gegen den letzten Gruppengegner aus Manchester. Gegen Chevron spielten die Heidees bereits in Amsterdam im Viertelfinale, wo sich beide Seiten eine ungewöhnlich hitzige Auseinandersetzung lieferten. Beide Mannschaften taten also gut daran, übermäßige Emotionen aus dem Spiel zu lassen und sich auf das eigene Spiel zu konzentrieren. Am Ende konnten sich die Briten mit 15:13 durchsetzen und verwiesen die Heidees verdient auf den zweiten Platz im Vorrundenpool.
Hauptrunde
Auf Grund des verlorenen Spieltages am Sonntag wurde der Spielmodus dahingehend geändert, dass die besten 2 Mannschaften aller 12 Vorrundenpools in 8 Powerpools á 3 Teams zugeteilt wurden. Wiederum die besten 2 der neuen Powerpools qualifizierten sich sodann automatisch für das Achtelfinale. Die Heidees kamen mit Boston „Ironside“ aus den USA sowie „Mephisto“ aus Montréal – Kanada in eine Gruppe mit 2 Nordamerikanischen Top-Teams.
Es war realistisch eines der Spiele zu gewinnen. Ironside wäre schlagbar gewesen, jedoch waren die Jungs aus Boston am Mittwoch vormittag für die Heidees eine Nummer zu groß, sodass das Spiel 15:8 verloren ging. Es war dennoch ein ansehnliches Spiel mit tollen Spirit, dass den Heidees trotz der Niederlage viel Freude bereitete. Umso wichtiger wurde dadurch das Spiel gegen die Kanadier, die noch deutlicher gegen Ironside verloren hatten. Faktisch ging es darum, wer in die Playoffs einziehen oder rausfliegen sollte.
Dementsprechend fokussiert und ambitioniert starteten beide Mannschaften in das eigentlich erste Knock-Out-Spiel. Etwas von der Anspannung und Nervösität verunsichert gab es zu Beginn auf beiden Seiten Breaks. Zur Halbzeit lagen die Kanadier einen Punkt vorn. Dann konnten die Heidees wieder den Beast-Mode starten und mit Hilfe der gesamten Bandbreite der Mannschaft auf dem Feld und von der Sideline das Spiel mit 15:13 für sich entscheiden!
Das war die erste große Sensation. Die Eppelheimer schafften den Einzug ins Achtelfinale der Club-WM und warfen als erstes Team eine nordamerikanische Mannschaft aus dem Turnier! Die Freude war grenzenlos und unbeschreiblich.
Playoffs
Jedoch gab es nicht viel Zeit zum Feiern, denn am nächsten morgen ging es schließlich um den Einzug ins Viertelfinale gegen ein weiteres kanadisches Team: Phoenix aus Ottawa. Nunmehr schien irgendwie alles möglich. Und vermutlich war genau dieses Gefühl „warum nicht auch noch das nächste kanadische Team schlagen“ ausschlaggebend für den Einzug ins Viertelfinale. Auch wenn die Müdigkeit in den Beinen und im Kopf bei den heißen Temperaturen und den weichen Spielfeldern stetig zunahm, war der Biss und der Wille der Mannschaft in diesem Spiel umso stärker.
Das Spiel selbst entwickelte sich leider zu einer hitzigen Schlacht. Die Kanadier sind bekannt für einen sehr physischen Spielstil, der für europäische Teams ungewohnt ist. So kam es dazu, dass die Heidees oft Fouls auf Grund der übermäßig-wahrgenommenen Härte callten, mit denen die Kanader überhaupt nicht einverstanden waren und dies mehr oder weniger den Heidees zum Vorwurf machten, sich damit Spielvorteile zu erarbeiten. Dennoch lag es letztendlich sicher nicht nur an den unterschiedlichen Spielstilen und den gecallten Fouls, sondern auch schlichtweg an der Spielleistung, dass die Heidees sich deutlich mit 14:11 gegen Phoenix durchsetzen konnten.
Wahnsinn. Top 8. Viertelfinale auf der Club-WM. Das mussten die Jungs irgendwie erstmal alles verdauen. Und dann ging es nur 2 Stunden später gleich weiter mit dem nächsten Knock-Out-Spiel gegen den australischen Meister „Colony“ aus Sydney. Wieder hieß es sich eine dreiviertel Stunde vor Spielbeginn warm laufen, Hollywood-Squares, Kanadier-Übung etc. Nun war die Erschöpfung auch bei den Führungsspielern schon deutlich zu bemerken. Der Biss war nicht mehr der Gleiche wie im Spiel gegen Phoenix. Zumal es mental unglaublich schwer war zu fassen, was da eigentlich gerade vor sich ging. So war es am Ende wohl eine Mischung aus der Überlegenheit der Australier sowie der Erschöpfung der Heidees, dass das Viertelfinale deutlich mit 17:11 verloren ging.
Dennoch war das kein Grund zur Schwermut. Die Heidees hatten sich wacker geschlagen und sind weit über ihre Erwartungen hinaus geschossen. Mit Freude konnten sie auch auf die noch ausstehenden Begegnungen gegen weitere Top-Teams blicken.
Platzierungsspiele
Am Freitag, dem letzten Turniertag, trafen die Heidees in den Spielen um die Plätze 5-8 auf den kanadischen Meister „Furious George“ aus Vancouver sowie auf den japanischen Meister „Buzz Bullets„. Beide Mannschaften sind international sehr bekannt, vor allem die Japaner für ihren unkonventionellen und schnellen Spielstil. So war es für alle irgendwo auch ein besonderes Erlebnis, mal gegen diese „legendären“ Buzz Bullets spielen. Auch wenn beide Spiele verloren gingen (17:12 und 17:14), lernten die TVE-Jungs, dass sie selbst gegen solche Mannschaften mithalten können.
Résumé
Was am Ende bleibt ist ein unfassbarer 8. Platz sowie ein 9. Platz in der Spiritwertung, ein tiefes Mannschaftsgefühl sowie das wohltuende Wissen, dass sich die harte Arbeit der letzten Monate und Jahre ausgezahlt haben. Auf internationaler Bühne sind die Heidees nun spätestens auch nach dem Finale beim Windmill Windup angekommen. Davon kann man innerlich zehren und es tut gut, aber davon kann man sich für die kommenden Turniere nichts kaufen. Eher im Gegenteil – die Erwartung wird sicher etwas Druck verursachen. Daher heißt es jetzt wieder kleine Brötchen backen, die Basics trainieren und auf das eigene Spiel fokusieren! Die Heidees sind heiß auf die Deutschen Meisterschaften sowie auf die Europäischen Clubmeisterschaften im September!
Wir möchten an dieser Stelle allen Unterstützern, dem Verein (von dem wir sogar in Italien Besuch hatten!!!), Freunden und Familien danken, die uns auf dem Weg nach Lecco begleitet haben!
Links:
- Ergebnisse und Statistiken auf Wing23
- Bilder (Verena & Matthias Brucklacher)
- Beitrag in der Rhein-Neckar-Zeitung (15.08.2014)
- more to come soon!